Kita Karoline Goldhofer
- by heilergeiger architekten
- /
- 2021-02-11 15:25:21
- /
- Deutschland
- /
- 2353 / EN
Extension + refurbishment
- Gebäudetyp : Kindertagesstätte, Kindergarten, Vorschule, Kinderhort
- Baujahr : 2019
- Übergabejahr : 2019
- Straße : Berwangweg 10 87700 MEMMINGEN, Deutschland
- Klimazone : [Dfb] Feuchter, europäischer, milder Sommer, das ganze Jahr über nass
- Nettogrundfläche : 865 m2
- Bau / Renovierungskosten : 1 €
- Kosten/m² : 0 €/m2
-
Primärenergiebedarf :
44 kWhpe/m2.year
(Berechnungsmethode : Sonstige )
Das von heilergeiger architekten entwickelte bauliche Konzept für die Kindertagesstätte entspringt der in ihr angewendeten Reggio-Pädagogik. Hier sind Wiederverwendung des Gebrauchten und ein sorgsamer Umgang mit dem Bestehenden von gesellschaftlichem und ökologischem Wert. Dieser wird für die Kinder in der Architektur der Kita erfahrbar. Elementar dabei ist, dass nicht gegen die Schwächen des Bestands, sondern mit seinen Stärken gearbeitet wird.
Die drei Gebäudeteile des alten Wohnhauses werden erhalten, freigestellt und unter einer neuen Hülle aus Polycarbonatstegplatten eingestellt. Die entstehenden Zwischenräume sind Raumerweiterung für die Kitafunktionen und Element des nachhaltigen Energiekonzepts. Die neue Hülle ist Kollektor von Licht und Energie. Sie erlaubt, die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht zu erhalten. Das Energiekonzept ist kybernetisches Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Gebrauch. Durch die Einsparung von „grauer Energie“, Baustoffen und einer CO2-Reduktion, die bereits heute das Klimaziel 2050 erfüllt, werden die Stärken des Bestands und des Gebrauchten auch im Sinne der Reggio-Pädagogik für den Klimaschutz aktiviert.
Das Konzept des Wiederverwendens und Aktivierens ist erlebbar: Materialität und Details des Bestands bleiben wie vorgefunden. Ergänzte Konstruktion ist sichtbar roh. Neue Möbel vom Schreiner unterstützen den Gebrauch des Alten.
Die Kita sucht nach architektonischen Antworten auf die relevanten Fragen des Bauens: Wie nutzen wir Bestand und schonen Ressourcen? Wie reduzieren wir CO2 und gewinnen Raum? Wie wird Klimaschutz als Bereicherung erfahrbar?
Mehr Details zu diesem Projekt
https://www.heilergeiger.de/objekt/reggio-orientierte-kindertagesstaette-der-alois-goldhofer-stiftung-memmingen/https://www.balthasar-neumann-preis.de/
https://www.hanssauerstiftung.de/preis/hans-sauer-award-2020/
https://www.db-bauzeitung.de/db-metamorphose/wettbewerb-respekt-perspektive-2020/
https://eurosolar.de/de/index.php/text-medien/pressemitteilungen-eurosolar/2418-sechs-zukunftsweisende-projekte-gewinnen-den-deutschen-solarpreis-2020
Datenzuverlässigkeit
Auditor
Copyrightt
heilergeiger architekten und stadtplaner BDA
Bilder: Nicolas Felder
Unternehmer
Bauleiter
Stakeholder
Bauherr
Alois Goldhofer Stiftung
Memmingen
Andere
Latz + Partner Landschaftsarchitektur
Kranzberg
Landschaftsarchitektur
Tragwerksplaner
IHW Beratende Ingenieure
Kempten
Andere
IB Güttinger mit Ifes Institut für angewandte Energiesimulation
Kempten/Köln
Clima Engineering und 3d thermodynamische Simulation
hermische Bauphysik oder HLS-Planung
Güttinger Ingenieure GbR
Kempten
Andere
Kettner & Baur GmbH
Memmingen
Elektroplanung
Andere
Generation Licht
Gaienhofen/ Hemmenhofen
Lichtplanung
Andere
Anwander GmbH & Co. KG
Sulzberg
Brandschutzplanung
Andere
Nachhaltigkeitsansatz des Eigentümers
Durch den weitestgehenden Erhalt des Bestands mit 75% wird die zusätzlich benötigte „graue Energie“ reduziert. Das heißt, sämtliche bereits verbrauchte Energie, die zur Herstellung, zum Transport und für den Einbau von Baustoffen erforderlich ist, wird durch die Verwendung des Bestands eingespart. Zusammen mit einem regenerativen Anteil im Mittel von 82 % beim Heizen und Kühlen werden so die Stärken des Bestands für den Klimaschutz aktiviert. Somit folgt auch das energetische Konzept der Reggio-Idee. Der CO2-Verbrauch mit 4,98 kg/m²a entspricht dem Klimaziel 2050, einer 90%-Reduktion des derzeitigen Verbrauchs auf 5 kg/m²a.
Beschreibung der Architektur
Konzept
Das Konzept für die Kindertagesstätte entspringt der in ihr angewendeten Reggio-Pädagogik, die von der Alois Goldhofer Stiftung bewusst ausgewählt wurde. Diese Pädagogik ist zurückzuführen auf die Zeit nach Ende des zweiten Weltkriegs als die BürgerInnen der italienischen Stadt Reggio nell’Emilia einen Panzer fanden, seine Einzelteile verkauften und mit dem Erlös den Bau eines Kindergartens finanzierten. Dadurch entstand auch ein wesentliches Element der Reggio-Pädagogik, Gebrauchtes wiederzuverwenden und damit kreativ umzugehen.
Wiederverwendung des Gebrauchten
Wiederverwendung des Gebrauchten und sorgsamer Umgang mit dem Bestand sind auch von gesellschaftlichem und ökologischem Wert. Dieser wird für die Kinder in der Architektur der Kita erfahrbar. Elementar dabei ist, dass nicht gegen die Schwächen, sondern mit den Stärken des Bestands gearbeitet wird.
Dafür wird das alte Wohnhaus der Stifterfamilie weitergenutzt und dessen Substanz aktiviert. Das Projekt unterstützt damit die Zirkularität beim Bauen. Die Vermeidung von zusätzlicher „grauer Energie“ und die nachhaltige Schonung von Ressourcen stehen im Vordergrund. Auch das „As-Found-Prinzip“ – die Auseinandersetzung mit dem Vorgefundenen der Alltagsarchitektur – als architekturtheoretische Position von Alison und Peter Smithson – folgt diesem Ansatz.
Kybernetisches Energiekonzept und Nachhaltigkeit
Deswegen werden die drei bestehenden Gebäudeteile des alten Wohnhauses erhalten, freigestellt und unter einer neuen Hülle aus Polycarbonatstegplatten eingestellt.
Die zwischen Alt und Neu entstehenden Räume – früher Außenraum, jetzt Innenraum – dienen als Gemeinschaftsbereiche mit flexibler Nutzung im Kita-Alltag und sind Teil des nachhaltigen, kybernetischen Energiekonzepts. Sie sind genutzte Zwischenräume, aber auch „Energiegärten“ (Günter Pfeifer).
Die Hülle aus recycelbarem Polycarbonat ist Kollektor von Licht und Energie und erlaubt, dass die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht erfahrbar bleiben. Das Energiekonzept ist kybernetisches Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Gebrauch. Dies ermöglicht, die energetische Sanierung - alternativ zum “WDVS” – architektonisch, räumlich zu lösen.
In den kalten Jahreszeiten wird die durch die Fassade als „Sonnenkollektor“ gewonnene passivsolare Energie für den Wärmehaushalt und die kontrollierte Be- und Entlüftung genutzt. Die Fassade wirkt passivsolar zur Vorkonditionierung der Frischluft. Die über die Photovoltaikanlage gewonnene Energie wird direkt in Wärme umgewandelt und zum Betrieb der Wärmepumpe und Beleuchtung verwendet. Im Sommer unterstützt die Speichermasse des Bestands und eine Regenwasserzisterne die Kühlung des Hauses. Betriebs- und Folgekosten werden dadurch minimiert. Die Dachfläche ist extensiv begrünt und trägt damit zur Langlebigkeit der Konstruktion und zur Verbesserung des Mikroklimas bei.
Durch den weitest gehenden Erhalt des Bestands mit 75% und damit die Reduzierung von zusätzlicher „grauer Energie“, sowie einem regenerativen Anteil im Mittel von 82 % beim Heizen und Kühlen werden die Stärken des Bestands für den Klimaschutz aktiviert. Somit folgt auch das energetische Konzept der Reggio-Idee. Der CO2-Verbrauch mit 4,98 kg/m²a entspricht dem Klimaziel 2050, einer 90%-Reduktion des derzeitigen Verbrauchs auf 5 kg/m²a.
Aktivierung des Bestands
Die Kita wird über die „Piazza“, den zentralen Reggio-Treffpunkt zwischen Alt und Neu, betreten.
Die ehemaligen Wohnräume sind nun Gruppen- und Nebenräume der Kita. Die Garage bietet Platz für die neue Küche. Über ihre frühere Toröffnung wird der Speiseraum bedient.
Die Krippe befindet sich im ehemaligen Schwimmbad. Dort können die Kinder in einem Spielhaus ins alte Schwimmbecken hinabklettern.
Von der „Piazza“ geht es, dem Geländeversprung folgend, über eine großzügige Treppe und eine Rutsche in den zweigeschossigen Multifunktions- und Toberaum im tiefer liegenden Gartengeschoss. In der hier angrenzenden „Remida“ wird Recycling-Material gelagert, mit dem die Kinder in den Ateliers und der Kita-Werkstatt arbeiten.
Das Konzept des Wiederverwendens und Aktivierens ist erlebbar: Materialität und Details des Bestands bleiben wie vorgefunden. Ergänzte Konstruktion ist sichtbar roh. Neue Möbel vom Schreiner unterstützen den Gebrauch des Alten.
Auch in der Landschaftsarchitektur wird die Wiederverwendung des bestehenden fortgesetzt.
Der Garten in der ehemaligen Parkanlage des Stifter-Anwesens kann über beide Geschosse erreicht werden. Bewegung und Spiel zwischen den alten Bäumen und auf der großzügigen Wiese sind hier gut möglich.
Parzellen, die mit Steinplatten, Betonpfosten und Holzstämmen des Bestands gebaut und mit recycelten Materialien befüllt sind, können hier von den Kindern beim Spielen und Experimentieren verwendet werden.
Übertragbarkeit für die relevanten Fragen des Bauens
Die Übertragbarkeit des Konzepts liegt in der Suche nach architektonischen Antworten auf die relevanten Fragen des Bauens: Wie nutzen wir Bestand und schonen Ressourcen? Wie reduzieren wir CO2 und gewinnen Raum? Wie wird Klimaschutz als Bereicherung erfahrbar?
Hierbei wird die kybernetische Wechselwirkung zwischen Bestand, Hülle, Nutzung, Energie und Raum im Zusammenhang gesamtheitlich erforscht. “Mit dem kybernetischen Prinzip werden die zur Verfügung stehenden energetischen Ressourcen (...) so zusammengeführt, dass sie sich in ihrer Wirkung ergänzen. Die Elemente dazu sind in erster Linie architektonischer Struktur und sollen mit möglichst geringer Unterstützung durch technische Mittel zu gegenseitigem Nutzen gefördert werden.” (Günter Pfeifer)
Die Frage der Energiegewinnung wird räumlich beantwortet und nicht allein technisch-konstruktiv. Sie wird am eigenen Leib und als Raumangebot von den BewohnerInnen erfahren. So bilden die Wiederverwendung von gebrauchter Gebäudesubstanz und deren Weiternutzung im Alltag sowie das räumlich-architektonische Energiekonzept verfolgenswerte Innovationsstränge. Dieses Entwurfskonzept kann dazu beitragen, den ökologisch notwendigen Wandel beim Bauen zu unterstützen.
Auch die soziale Nachhaltigkeit wurde bei der Kita bedacht. Um die Betreuung der Kinder mit geschulten BegleiterInnen langfristig zu sichern, bildet die Stadt Memmingen mit Unterstützung der Alois Goldhofer Stiftung ihre Teams in der Reggio-Pädagogik weiter. Da die Kita zudem nahe des örtlichen Gewerbegebiets liegt, bietet sie so auch Plätze für den Stadtteil und die MitarbeiterInnen der nahegelegenen Industrieunternehmen.
Zusätzlich stehen die Gemeinschafts- und Multifunktionsräume anderen Nutzergruppen im Quartier und in der Stadt offen.
Energieverbrauch
- 44,00 kWhpe/m2.year
- 232,00 kWhpe/m2.year
- 29,00 kWhfe/m2.year
- 434,00 kWhpe/m2.year
Performance der Gebäudehülle
Systems
- Wärmepumpe
- Niedertemperatur-Fußbodenheizung
- Wärmepumpe
- Kaltwassersatz (water chiller)
- Bauteilaktivierung
- Natürliche Belüftung
- Nächtliche Belüftung (aktiv)
- Nächtliche Belüftung (passiv)
- Mechanische Belüftung
- Photovoltaik
- Sonstige erneuerbare Systeme
- Wärmepumpe
- 82,00 %
Wassermanagement
Innenraumluftqualität
Gesundheit und Komfort
Produkt/ Dienstleistung
Polycarbonat-Stegplatten

Rodeca GmbH
Rodeca GmbH, Freiherr-vom-Stein-Straße 165, D-45473 Mülheim an der Ruhr, [email protected]
https://www.rodeca.de/de.htmlRohbau / Struktur, Mauerwerk, Fassade
Polycarbonat ist ein glasklares hochschlagzähes Thermoplast mit einer Temperaturbeständigkeit von -40 bis +115°C, kurzfristig bis zu 130°C. Seine Schlagzähigkeit ist über diesen Temperaturbereich nahezu gleichbleibend. Die vielen verschiedenen Produktvarianten bieten flexible Gestaltungsmöglichkeiten in Form, Farbe und Funktion. Die Platten bieten ein gutes Langzeitverhalten durch UV-Schutz und sind lichtdurchlässig sowie wärmedämmend. Sie finden Anwendung als Fassadenverkleidungen, Rundfassaden, in Sport- und Gewerbehallen, beim Innenausbau, speziell Messebau oder Raumteilung, sowie bei Wand- und Dachsanierungen.Polycarbonat kann zu 100% recycelt werden.
Umweltqualität des Gebäudes
- gebäudetechnsiche Flexibilität
- Innenraumluftqualität und Gesundheit
- Biodiversität
- Beratung - Zusammenarbeit
- Komfort visuell, olfaktorisch, thermisch)
- Energieffizienz
- Erneuerbare Energien
- Instandhaltung
- building end of life management
- Einbeziehung des Grundstücks
- Bauprozess
- Produkte und Materialien
Gründe für die Teilnahme an dem/den Wettbewerb(en)
Das Gebäude setzt sich in besonderem Maße mit der "Sorge um den Bestand" außeinander. Der Bestand wurde aktiviert und rückgebaute Materialien im Außenbereich wieder verwendet. Durch die Nutzung des Potentials des Bestands konnten 75% Graue Energie eingespart werden.
Die durch das Einstellen der alten Gebäudeteile unter die neue Hülle aus Polycarbonatstegplatten entstehenden Zwischenräume sind Raumerweiterung für die Kitafunktionen und Element des nachhaltigen Energiekonzepts. Die neue Hülle ist Kollektor von Licht und Energie. Als passivsolare Fassade erlaubt sie, die Bestandswände ungedämmt und als historische Schicht zu erhalten. Als aktivsolare Komponente trägt die PV-Anlage auf dem Dach zur regenerativen Energieerzeugung bei. Das Energiekonzept ist kybernetisches Zusammenspiel von Raum, Konstruktion und Gebrauch. Durch die Einsparung von „grauer Energie“, Baustoffen und einer CO2-Reduktion, die bereits heute das Klimaziel 2050 erfüllt, werden die Stärken des Bestands und des Gebrauchten für den Klimaschutz aktiviert.
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