Holzhybridbau: 132 neue Wohnplätze im Passivhausstandard - Variowohnen Wuppertal

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Zuletzt geändert vom Autor am 19/03/2021 - 21:02
  • Gebäudetyp : Studentenwohnheim
  • Baujahr : 2020
  • Übergabejahr : 2020
  • Straße : Max-Horkheimer-Str. 160-168 42119 WUPPERTAL, Deutschland
  • Klimazone : [Cfb] MSeeklima Winter & Sommer - mild, ohne Trockenzeit.

  • Nettogrundfläche : 4 230 m2
  • Bau / Renovierungskosten : 9 195 278 €
  • Funktionelle Einheit : 132 Wohnungen
  • Kosten/m² : 2173.82 €/m2
  • Primärenergiebedarf
    8 kWhpe/m2.year
    (Berechnungsmethode : DIN V 18599 )
Energieverbrauch
Wirtschaftliches BauenGebäude
< 50A
A
51 à 90B
B
91 à 150C
C
151 à 230D
D
231 à 330E
E
331 à 450F
F
> 450G
G
Energieintensives Gebäude

Gestaltungskonzept
In unmittelbarer Nähe zur Bergischen Universität Wuppertal wurde ein Restgrundstück für die Bereitstellung von 132 studentischen Wohnplätzen genutzt. Der Ort galt wegen des sehr schmalen Zuschnitts und der extremen Hanglage (18m Höhendifferenz) als unbebaubar. Der Entwurf wandelt die spezifischen Besonderheiten ins Positive: Die Hanglage wird zur höhenversetzten Erschließung der Häuser und zur Minimierung der gebauten Verkehrsflächen genutzt. Die Enge des Grundstücks wird mittels gestalteter Grenzüberschreitung kompensiert. Das Grün der angrenzenden Kleingartensiedlung fließt zwischen den Häusern in die Außenanlagen des Wohnheims. Die bestehende Infrastruktur der Universität mit ÖPNV, Parkhäusern, Gastronomie, Rechenzentrum und Anschluss an die Fernwärme wird genutzt. Die profilierten und teilweise gelochten Fassadenelemente legen sich wie ein unterschiedlich geöffneter Vorhang über die Grundstruktur. Dies lässt einen Ausgleich zwischen Öffnung und Diskretion zu und schafft eine differenzierte Gestaltung des Gebäudetypus.

Innovation
Mit dem Förderprogramm Variowohnen möchte das BMUB im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau bezahlbaren Wohnraum für Studierende, Auszubildende und Senioren schaffen. Die Höhe der Förderung richtet sich nach dem Innovationspotential. Dieses Projekt erfüllt viele der Förderkriterien und wurde daher vom Fördergeber als herausragendes Modellvorhaben eingestuft. Die im öffentlich geförderten Wohnungsbau realisierten Gebäude erreichen den DBNB Gold-Standard. 70% der Wohneinheiten sind barrierefrei, die Übrigen sind vorgerüstet. Die Wohnfläche liegt mit 30m² pro Person um 40% unter dem Bundesdurchschnitt. Mittels E-Mobilität, Car-Sharing und ÖPNV wurde der Stellplatzbedarf auf 20% reduziert. Die Nutzungsebenen können ohne Eingriffe in die Tragstruktur umorganisiert werden. Die Graue Energie wurde über Holztafelkonstruktionen und Leichtbauweisen deutlich reduziert, die Einsparung in den Fassadenkonstruktionen liegt z.B. bei über 200 Tonnen CO2. Um die innovativen Ansätze aus dem Förderprogramm Variowohnen zu dokumentieren, wurde die gesamte Planungs- und Bauphase wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Zertifizierung
Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen zudem die Nachhaltigkeitsaspekte zertifiziert werden. ACMS Architekten entschieden sich in Abstimmung mit dem Bauherren für das System der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, DGNB. Ausschlaggebend hierfür war der umfassende performanceorientierte Ansatz. Eine Zertifizierung im Gold-Standard wird angestrebt und ist bereits bei der DGNB angemeldet. Die Ausführung in Passivhausqualität übertrifft die derzeitigen Vorgaben der Energieeinsparverordnung EnEV. Hohe Schadstofffreiheit im Innenraum: Hier wurden die höchsten Standards nach DGNB nochmals deutlich unterschritten.

Transformationspotentiale im Hinblick auf ökologische Nachhaltigkeit
Die besondere Bedeutung der Nachnutzbarkeit von Gebäuden entsteht aus der Erkenntnis der hohen Umwelteinwirkungen aus der Herstellungs- und Recyclingphase. Auch beim Ansatz einer auf Basis des Kreislaufgedankens konzipierten Gebäudestruktur (Cradle to Cradle) werden in aller Regel in jeder Veränderungsphase des Kreislaufes neue Ressourcen in Anspruch genommen. Das umwelttechnisch vorteilhafteste Szenario ist damit die direkte Weiternutzung von Gebäuden bzw. möglichst großen Teilen der Gebäudestruktur. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Unklarheit über spätere Recyclingmöglichkeiten.

Im Bereich Nachnutzungsszenarien wurden unterschiedliche Nutzungsvarianten dargestellt und auf ihre Vor-und Nachteile untersucht. Zum Zeitpunkt der Planung wurde im Rahmen des Programms Variowohnen als Erstnutzung das Wohnen für Studierende festgelegt und die Grundrisse dementsprechend entwickelt. Aufgrund der steigenden Studierendenzahlen und einer höheren Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, ist in Ballungsgebieten in den nächsten Jahren mit einem angespannteren Wohnungsmarkt für Studierende zu rechnen. Bereits in die Planung miteinbezogen wurde, dass im späteren Nutzungsverlauf des Gebäudes verschiedene Wohnkonzepte umgesetzt werden können. Das Achsmaß ist so konzipiert, dass ebenfalls eine divergente Nutzung, wie beispielsweise eine Büronutzung als Umnutzungsszenario möglich wäre.

Ökonomie
Die Gebäude sind als Baukastensystem konzipiert. Verschiedene vorgefertigte Elemente sind in einem System derart organisiert, dass  eine variable Gestaltung der einzelnen Gebäude sowie eine flexible Nachnutzung möglich sind. Im Einzelnen wurden folgende Systeme gewählt:

- Rohbau aus Stahlbeton-Fertigteilen und Spannbeton-Hohldielen
- Fassade aus Holztafelelementen mit integrierten, dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung  
- Sanitärzellen aus selbsttragenden Sandwich-Elementen aus Stahlblechen.

Der Baustoff Holz trägt durch eine werkseitige Vorfertigung der Holztafelelemente zur Bauzeitverkürzung bei und sorgt für eine deutlich verbesserte CO2-Bilanz. Durch die ausgeführte Hybridbauweise können Wärmebrücken stark minimiert und somit auch potentielle Energieverluste minimiert werden, welches sich vorteilhaft auf die Betriebskosten auswirkt.

Soziales
Die zukünftigen Nutzer wurden frühzeitig in die Prozesse eingebunden, die Gebäude wurden nicht nur für den Eigentümer, das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal sondern für und mit den Nutzern geplant. Wesentlicher Erfolgsfaktor bei derartig kleinen Raumverhältnissen ist es, eine möglichst große Akzeptanz zu schaffen, die vor allem durch hochwertige Gestaltung, aber auch durch hohe innenräumliche Variabilität und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erreicht werden kann. Die in Gestaltung und Qualität hochwertige Teil-Möblierung bietet Raum für die eigene Entfaltung und eine persönliche Note. Sie bedient sich dabei eines Farbschemas, welches zwar identitätsstiftend aber nicht aufdringlich ist.

Ein Reduzieren der Wohnfläche pro Person auf max. 30m² inkl. Gemeinschaftsbereiche setzt voraus, dass neben den garantierten Individualräumen variabel nutzbare Gemeinschaftsflächen angeboten werden. In diesem Bauvorhaben werden diese als dezentrale Zonen in den Wohngruppen, an zentraler Stelle für größere Veranstaltungen und durch den Einbezug der Freianlagen bereitgestellt. Im Sockelgeschoss von Haus 168 stehen z.B. großzügige Gemeinschaftsflächen und ein Lernraum zur Verfügung.

In den ökologisch gestalteten Freianlagen gibt es sowohl gemeinschaftlich als auch individuell nutzbare Flächen. Hier wird ein differenziertes Angebot in Form von Aufenthaltsflächen sowie Nutzgärten zur Eigenversorgung (Urban Gardening) bereitgestellt. Der Charakter der angrenzenden Kleingartensiedlung wird in den bereitgestellten Pflanzterrassen weitergeführt.

 

 

Mehr Details zu diesem Projekt

 https://acms-architekten.de/detailseiten-projekte/variowohnungen-wuppertal

Datenzuverlässigkeit

Durch Dritte zertifiziert

Copyrightt

Sigurd Steinprinz, Düsseldorf

Unternehmer

Bauleiter

Stakeholder







Vertragsart

Alleinunternehmer

Nachhaltigkeitsansatz des Eigentümers

Die Ausführung in Passivhausqualität übertrifft die derzeitigen Vorgaben der Energieeinsparverordnung EnEV. Um die innovativen Ansätze aufzubereiten und zu dokumentieren, wurde die gesamte Planungs- und Bauphase wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Damit sollen übertragbare Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen zudem die Nachhaltigkeitsaspekte zertifiziert werden. ACMS Architekten entschieden sich in Abstimmung mit dem Bauherren für das System der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, DGNB. Ausschlaggebend hierfür war der umfassende performanceorientierte Ansatz. Eine Zertifizierung im Gold-Standard wird angestrebt und ist bereits bei der DGNB angemeldet.

Beschreibung der Architektur

Gestaltungskonzept
In unmittelbarer Nähe zur Bergischen Universität Wuppertal wurde ein Restgrundstück für die Bereitstellung von 132 studentischen Wohnplätzen genutzt. Der Ort galt wegen des sehr schmalen Zuschnitts und der extremen Hanglage (18m Höhendifferenz) als unbebaubar. Der Entwurf wandelt die spezifischen Besonderheiten ins Positive: Die Hanglage wird zur höhenversetzten Erschließung der Häuser und zur Minimierung der gebauten Verkehrsflächen genutzt. Die Enge des Grundstücks wird mittels gestalteter Grenzüberschreitung kompensiert. Das Grün der angrenzenden Kleingartensiedlung fließt zwischen den Häusern in die Außenanlagen des Wohnheims. Die bestehende Infrastruktur der Universität mit ÖPNV, Parkhäusern, Gastronomie, Rechenzentrum und Anschluss an die Fernwärme wird genutzt. Die profilierten und teilweise gelochten Fassadenelemente legen sich wie ein unterschiedlich geöffneter Vorhang über die Grundstruktur. Dies lässt einen Ausgleich zwischen Öffnung und Diskretion zu und schafft eine differenzierte Gestaltung des Gebäudetypus.

Innovation
Mit dem Förderprogramm Variowohnen möchte das BMUB im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau bezahlbaren Wohnraum für Studierende, Auszubildende und Senioren schaffen. Die Höhe der Förderung richtet sich nach dem Innovationspotential. Dieses Projekt erfüllt viele der Förderkriterien und wurde daher vom Fördergeber als herausragendes Modellvorhaben eingestuft. Die im öffentlich geförderten Wohnungsbau realisierten Gebäude erreichen den DBNB Gold-Standard. 70% der Wohneinheiten sind barrierefrei, die Übrigen sind vorgerüstet. Die Wohnfläche liegt mit 30m² pro Person um 40% unter dem Bundesdurchschnitt. Mittels E-Mobilität, Car-Sharing und ÖPNV wurde der Stellplatzbedarf auf 20% reduziert. Die Nutzungsebenen können ohne Eingriffe in die Tragstruktur umorganisiert werden. Die Graue Energie wurde über Holztafelkonstruktionen und Leichtbauweisen deutlich reduziert, die Einsparung in den Fassadenkonstruktionen liegt z.B. bei über 200 Tonnen CO2. Um die innovativen Ansätze aus dem Förderprogramm Variowohnen zu dokumentieren, wurde die gesamte Planungs- und Bauphase wissenschaftlich begleitet und ausgewertet.

Meinung der Gebäudenutzer

Die zukünftigen Nutzer wurden frühzeitig in die Prozesse eingebunden, die Gebäude wurden nicht nur für den Eigentümer, das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal sondern für und mit den Nutzern geplant. Wesentlicher Erfolgsfaktor bei derartig kleinen Raumverhältnissen ist es, eine möglichst große Akzeptanz zu schaffen, die vor allem durch hochwertige Gestaltung, aber auch durch hohe innenräumliche Variabilität und verschiedene Nutzungsmöglichkeiten erreicht werden kann. Die in Gestaltung und Qualität hochwertige Teil-Möblierung bietet Raum für die eigene Entfaltung und eine persönliche Note. Sie bedient sich dabei eines Farbschemas, welches zwar identitätsstiftend aber nicht aufdringlich ist.

Energieverbrauch

  • 8,00 kWhpe/m2.year
  • 45,00 kWhpe/m2.year
  • DIN V 18599

  • 37,00 kWhfe/m2.year

Systems

    • Städtisches Netzwerk
    • Städtisches Netzwerk
    • Sonstige
    • Mechanische Belüftung mit Wärmerückgewinnung
    • Photovoltaik

GHG-Emissionen

  • 13,00 KgCO2/m2/year
  • LCA

  • 8,00 KgCO2 /m2
  • 50,00 year(s)
  • 21,00 KgCO2 /m2

Innenraumluftqualität

    Die Untersuchungen erfolgten innerhalb der 28-Tage-Frist nach Fertigstellung. Am Vortag der Probenahmen wurden die Räume noch einmal gelüftet und dann die Fenster und Türen geschlossen gehalten, um Außenlufteinflüsse und Querkontaminationen zu begrenzen. Die Lüftungsanlage lief auf Grundlast.

    Die Messungen wurde in zuvor festgelegten, insgesamt neun Zimmern durchgeführt. Die VOC-Messungen (Raumluftprobenahmen zur späteren Laboranalytik) erfolgten über Tenax-Röhrchen, die Formaldehydmessungen über DNPH-Kartuschen.  
    Das mit der Durchführung der Analysen beauftragte externe Labor ist nach DIN EN ISO/IEC 17025 durch die DAkkS (Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH) akkreditiertes Prüfinstitut. Die Probenahme und Analytik erfolgte gemäß DIN ISO 16000-6 (VOC) bzw. in Anlehnung an DIN ISO 16000-3 (Formaldehyd). Es wurde je Analyseart ein Feldblindwert genommen (1x Tenax, 1x DNPH).

Umweltqualität des Gebäudes

  • gebäudetechnsiche Flexibilität
  • Innenraumluftqualität und Gesundheit
  • Komfort visuell, olfaktorisch, thermisch)
  • Energieffizienz
  • Erneuerbare Energien
  • Einbeziehung des Grundstücks
  • Mobilität
  • Produkte und Materialien

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Verfasst von

Markus Kersting


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